Copyright Maria-Theresia Neumann-Chromy
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Vor 60 Jahren starb die "Resl von Konnersreuth"

Ein Abschluss des vor 17 Jahren vom Bistum Regensburg eröffneten Seligsprechungsverfahrens ist unterdessen nicht in Sicht. Wie der zuständige Regensburger Domvikar Georg Schwager der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) auf Anfrage mitteilte, laufen die Untersuchungen noch. Eine Prognose zur Dauer sei unmöglich. Nach wie vor tauchten überraschende Archivalien auf, etwa in Nachlässen. Die Aktenfülle sei inzwischen beträchtlich. Die zu prüfenden Phänomene machten das Verfahren aufwendig.

Weitgehend abgeschlossen sind laut Schwager die Zeugenbefragungen. Etwa 100 Personen, darunter viele, die die "Resl von Konnersreuth" noch persönlich gekannt hätten, seien vernommen worden.

Die Bauernmagd erlebte im Anschluss an eine plötzliche Genesung nach schwerer Krankheit ab 1926 in ekstatischen Visionen regelmäßig das Leiden und Sterben Jesu Christi mit. Dabei zeigten sich an ihrem Körper Wundmale, sogenannte Stigmata, die nicht mehr abheilten. Außerdem soll sie jahrzehntelang ohne Mahlzeiten und Flüssigkeitsaufnahme ausgekommen sein. Durch internationale Berichterstattung wurde die "Resl" zu einer Sensation, die hunderttausende Besucherinnen und Besucher aus aller Welt anzog.

Zu Beginn der 1930er Jahre inspirierte sie einen Intellektuellenzirkel um den Münchner Publizisten Fritz Gerlich zum Widerstand gegen Adolf Hitler. Gerlich traf in Therese Neumanns Umfeld den Hauptfinanzier und den wichtigsten Leitartikler seiner Wochenzeitung "Der Gerade Weg", in der die Nationalsozialisten ab Anfang 1932 frontal attackiert wurden.

Gerlich machte nach seiner Begegnung mit der "Resl", die ihn zur katholischen Kirche konvertieren ließ, wichtige private und geschäftliche Unternehmungen von ihrer Zustimmung abhängig. In ihren Antworten auf seine Fragen glaubte er Gott selbst zu vernehmen. In der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli 1934 wurde der Journalist im Konzentrationslager Dachau ermordet. Auch für ihn läuft seit 2017 ein Seligsprechungsverfahren im Erzbistum München und Freising.

KNA, 16.9.2022