München. Das Bayerische Hauptstaatsarchiv hat den Nachlass des NS-kritischen Publizisten Fritz Gerlich (1883-1934) erworben. Damit kehrten die Unterlagen aus der Schweiz zurück nach München, wie es in den "Nachrichten aus den Staatlichen Archiven Bayerns" (Ausgabe August 2019) heißt. Lange nach der Ermordung des einstigen Chefredakteurs der "Münchner Neuesten Nachrichten", des Vorgängerblatts der "Süddeutschen Zeitung", und der Zeitung "Der gerade Weg" seien die Unterlagen an den Unternehmer Max A. Hoefter verkauft worden. Die Forschung habe davon erst nach Jahrzehnten erfahren.
Hoefter hatte die Dokumente jedoch erschlossen und für die Wissenschaft zugänglich gemacht, wie es heißt. Nur wenige Monate vor seinem Tod am 26. Dezember 2018 habe er den Gerlich-Nachlass in einer "großzügigen Schenkung" dem Freistaat Bayern übereignet. Der Kontakt sei über den Historiker Rudolf Morsey vermittelt worden, der maßgeblich zu Gerlich geforscht habe.
Inhaltlich bietet der Nachlass Korrespondenzen, Entwürfe und Notizen Gerlichs aus mehreren Jahrzehnten. Dazu kämen Redaktions- und Geschäftsunterlagen aus seiner Zeit bei den "Münchner Neuesten Nachrichten" und der Zeitung "Der gerade Weg". Einen Schwerpunkt bilde der Themenkomplex Therese Neumann von Konnersreuth. Für Gerlich wurde im Dezember 2017 in der Erzdiözese München und Freising ein Seligsprechungsprozess eröffnet. Kardinal Reinhard Marx empfahl damals Gerlich als Vorbild für Journalisten. Denn dieser habe klarer als viele andere erkannt, "was die Stunde geschlagen hat mit der braunen Herrschaft".
Der in Stettin geborene Gerlich konvertierte unter dem Eindruck der Oberpfälzer Mystikerin Neumann zum Katholizismus. Ab Sommer 1931 versuchte er in einer eigenen Wochenzeitung, mit scharfen publizistischen Attacken Adolf Hitlers Griff nach der Macht zu verhindern. Im März 1933 wurde er verhaftet, gefoltert und nach 16 Monaten ohne Anklage im Konzentrationslager Dachau erschossen.
KNA vom 26. August 2019